Start » Presse » Archiv » Presse 2008 » Kasper sagt:"Du mußt ins Bett!"
 
Kasper sagt:"Du mußt ins Bett!" E-Mail

Starke Eltern - starke Kinder: In der Elternschule des Kinderschutzbundes bekommen Mütter und Väter Tipps für Fortgeschrittene. Es geht ums Grenzen setzen und um den falschen Anspruch, perfekt sein zu wollen.

Von Kathrin Hugenschütt

„Eigentlich ist das hier wie ein Kochkurs für Fortgeschritte­ne", beruhigt Irmgard Reiner­mann die Mütter. „Hier erhebt keiner den Zeigefinger - und sie sind alle sicherlich schon jetzt gute Eltern.

"Das ist wichtig, denn der Elternkurs des Kinderschutzbundes ist keine  Nachhilfe in Sachen Erzie­hung, sondern vielmehr ein Forum für den Austausch. Was kann ich tun, wenn das Kind beim Einkaufen einen Wutan­fall bekommt? Sind die Essge­wohnheiten in Ordnung und ist es okay, seiner Wut auch einmal Luft zu machen? Es geht um Tipps und Tricks am Rande und darum, mit seinen Sorgen und Ängsten verstan­den zu werden. Zehn Vormittage lang wird die Gruppe von knapp 20 Müt­tern unter der Leitung von Reinermann im katholischen Kindergarten St. Marien nun zusammenkommen. Grob un­terteilt in fünf Stufen tauschen sich die Frauen über viele Themen aus: das Setzen klarer Grenzen, das Ablegen des Anspruchs, perfekt zu sein; und auch über praktische Strategien zur Problemlösung.

Doch los geht es mit einem ganz grundlegenden Leitsatz. „Achten Sie immer auf die po­sitiven Seiten ihres Kindes", mahnt Reinermann, auch im größten Stress des Alltags ein­mal innezuhalten, um sich auf das Wesentliche zu besinnen. „Was kann ihr Kind gut?", fragt sie in die Runde. „Mein Kind ist fröhlich", sagt die eine Mama da. Meins kann sich anziehen", überlegt die anderer. „Meine Kleine kann schon wunderbar lachen" blickt Sandra liebevoll ins Gesicht ihrer  sechs Monate alten Tochter.

Kinder sollten kein Stressfaktor sein", betont Fachfrau Reinermann. Eltern setzen sich oft zu sehr selbst unter Druck, wie das Kind zu sein hat oder auch wenn sie selbst alles richtig machen wollen." Gar nicht auf den Nervenkrieg einlassen, rät die Kinder­schutzbund-Mitarbeiterin da. „Besteht das Kind darauf, im Schlafanzug in die Kita zu ge­hen - bitte!'' Ein wenig muss sie bei dem Gedanken selber schmunzeln. „Das wird es dann ein einziges Mal machen, aber danach durch den Gruppendruck bestimmt kein zweites Mal".

Hilfreich im Kindergartenalter sei auch der Griff zur Handpuppe. „Wenn der Kas­per sagt, Du musst jetzt ins Bett, dann hören die Kinder auf einmal wie von Zauberhand „ Von Patentrezepten a´ la Super - Nanny hält Reinermann wenig. Die stille Treppe : beispielsweise. das ist doch nichts anderes als die klassi­sche Konditionierung wie beim Pawlowschen Hund". Kinder seien eben Kinder. mit Toben und Lautsein und allem was zwischendurch da­zugehöre. Doch weder anti­autoritär noch allzu streng sollte es ihrer Meinung nach zuhause zugehen. „In der Er­ziehung darf es keine Gewin­ner und Verlierer geben."

WAZ, 19.01.2008
Zuletzt aktualisiert am Samstag, den 27. Februar 2010 um 16:36 Uhr