Start » Presse » Archiv » Presse 2009 » Bildung durch Bindung
 
Bildung durch Bindung E-Mail

Der erste Durchlauf mit 15 Familien ist mit Erfolg beendet. Beim letzten Gruppentreffen waren Sponsoren und die Presse eingeladen. Die WAZ berichtete:

Opstapje

Bildung durch Bindung

Spiel- und Lernprogramm für Kinder und ihre Eltern im Kinderhort Terebinthe zeigt Erfolg: 15 Familien profitierten. Fortsetzung geplant.

Im Kinderhort Terebinthe herrscht buntes Getümmel. Etwa 30 Kinderhände grabschen nach Wurst, Käse und Co., die neben anderen Köstlichkeiten den reichlich gedeckten Frühstückstisch zieren. Am Nachbartisch sitzen die Mütter. Bei Kaffee und Brötchen herrscht Plauderlaune, aber auch ein bisschen Wehmut. Das Projekt Opstapje, das sie alle vor anderthalb Jahren zusammengeführt hat, findet hier seinen Abschluss.

Opstapje, zu deutsch „Schritt für Schritt”, ist ein Spiel- und Lernprogramm für Kleinkinder ab 18 Monaten und ihre Eltern. Ursprünglich aus den Niederlanden hat sich das Programm mittlerweile in Deutschland etabliert. Im Oktober 2007 war es auch in Gladbeck soweit: Eine Kooperation aus Kinderschutzbund, Sozialdienst katholischer Frauen und Bündnis für Familie, Erziehung, Bildung und Zukunft startete mit 15 Familien den ersten Durchlauf.

Anderthalbjahre später zieht Koordinatorin Lisa Bombeck eine positive Bilanz: „Es war faszinierend zu beobachten, wie gut sich die Kinder entwickelt haben”, schwärmt sie. Dass Bombeck sich ein derart genaues Bild von den Kindern machen kann, hängt mit der Konzeption des Projekts zusammen: Opstapje arbeitet mit Hausbesucherinnen, die dorthin gehen, wo Familie stattfindet. „Unsere beiden Hausbesucherinnen haben keine pädagogische Ausbildung, sondern sind Laien mit ähnlichem Hintergrund wie unsere Zielgruppe, die alle in irgendeiner Form einer belastenden Lebenssituation ausgesetzt sind”, erklärt Bombeck. „Sie kennen also einerseits die Situation in den Familien, doch haben andererseits auch Problemlösungsstrategien entwickelt.”

Das Projekt Opstapje funktioniert nach dem Prinzip des Modelllernens. Die Hausbesucherin erklärt der Mutter die Aktivität und bringt Arbeitsblätter und Spielmaterialien mit. Anschließend wird die Mutter ermutigt, das Gelernte anzuwenden. Ziel sei es, die Beziehung zwischen Eltern und Kind zu stärken, da Bildung nur über Bindung funktioniere, so Lisa Bombeck. Nähe wiederum sei das Ergebnis intensiver Beschäftigung mit dem Kind und manche Eltern brauchten dabei einfach ein wenig Anleitung.

Beim letzten Gruppentreffen wird deutlich: Das Konzept ist aufgegangen. Viele Mütter berichten von den Fortschritten ihrer Kinder. „Leon hatte anfangs Schwierigkeiten, mit anderen Kindern mitzuhalten – das ist besser geworden”, erzählt Tanja Otten. Und Elief Varli berichtet stolz, dass ihr Sohn Efe durch Opstapje gelernt hat, mit anderen Kindern zu teilen. „Schade, dass das Projekt schon vorbei ist”, bedauert Saniye Toz. „Wenn es Opstapje auch für Kindergartenkinder gäbe – ich würde sofort weitermachen.”

Gladbeck, 08.03.2009, Anne Wiegel