Start » Presse » Archiv » Presse 2010 » Die Zeichen aus dem Bauch
 
Die Zeichen aus dem Bauch E-Mail

Das Programm „Safe“ hilft werdenden Eltern eine Bindung zwischen ihnen und den Kindern aufzubauen – und sie zu intensivieren

Denise Rzeha

Dieses Schreien kann eigentlich alles bedeuten: Entweder  hat der kleine Wurm in der  Wiege einfach nur Hunger, vielleicht ist er aber auch müde, Wütend oder sogar krank. Während Außenstehende oft ratlos vor den Säuglingen stehen, wissen Mütter meist sofort, was ihre Kleinen wollen. "Doch auch nicht von Anfang an. Die Kommunikation muss sich erst einspielen", weiß Irmgard Reinermann. safeDenn einfach ist das Erlernen dieses Bindungssystems nicht, aber: "Wir helfen den Eltern, schon vor der Geburt eine Bindung zum Kind aufzubauen." "Safe, sichere Ausbildung für Eltern", heißt das Programm, das die vorgeburtliche Beziehung und spätere Bindung zwischen Eltern und Kind fördern soll. Das ist zwar neu in Gladbeck, in München arbeitet man schon seit 18 Jahren damit. Die. Bottroperin Margarete Dorothea von Rhein, Fachärztin für Kinder und Jugendpsychiatrie und die Sozialpädagogin Irmgard Reinermann vom Kinderschutzbund in Gladbeck haben sich als Mentorinnen für "Safe" ausbilden lassen - und wollen nun mit den ersten werdenden 'Eltern arbeiten, , "Wir helfen den Müttern zu realisieren, was mit ihnen vorgeht. Sie sollen  merken, dass ihr .Kind bereits zu diesem Zeitpunkt Sinneswahrnehmungen hat und ein Kontakt zwischen ihnen und dem Kind möglich ist", erklärt von Rhein begeistert.

Das Programm besteht aus zwei Phasen: Vor der Geburt treffen 'sich alle Eltern und Alleinerziehenden vier Mal. "Ziel ist es zu lernen, feinfühlig auf die Signale des Ungeborenen zu reagieren, eine sichere Bindung zu entwickeln." Allerdings steht nicht nur das Kind im Vordergrund: "Die Eltern müssen sich selbst auch als Personen wahrnehmen können, ebenso als Paar." Dann erst geht es um die Frage, wie das neue Lebewesen in diese Beziehung eingebunden werden kann. "Und immer geht es natürlich auch darum, Ängste zu beseitigen und die Vorfreude zu steigern."

Die zweite Phase von Safe beginnt dann nach der Entbindung und nimmt sechs Sitzungen in Anspruch: Hier geht es darum, auf die Signale des Kindes zu achten, auf Mimik und Körpersprache, um feinfühlig zu werden. "Und wie man darauf reagiert. Zu erkennen was dem Kind und einem selbst gut tut." Die Gruppensituation spielt dabei eine große Rolle, denn die Eltern sollen sich untereinander Tipps geben. "Wir werden die Paare zum Beispiel bitten eine typische Situation aus dem Alltag auf Video aufzunehmen. Dann wollen wir mit der Gruppe über die guten Dinge reden und über das, was man besser machen könnte." All das soll die Bindung von Eltern und Kindern stärken, "Und dadurch werden die Kreativität, Lernfähigkeit und .die sozialen und sprachlichen Kompetenzen' für das spätere Leben gefördert."

WAZ, 27. Mai 2010

Zuletzt aktualisiert am Sonntag, den 30. Mai 2010 um 09:31 Uhr