Der Fernseher ist kein Babysitter
Im Projekt Opstapje lernen junge Eltern viel über den Umgang mit ihren Kindern.
Helferinnen geben Tipps zu Erziehung, Ernährung und lustigen Spielen
Von Nina Estermann
Spielen in ein wichtiges Thema beim Opstapje-Projekt, FOTOS: OLIVER MENGEDOHT
Es wuselt im Gemeindesaal von St. Johannes an der Bülser Straße. Die Generation U3 hat übernommen,
Jungen und Mädchen flitzen durch den Raum, machen Krach mit selbstgebastelten Rasseln und freu-
en sich über diese kindliche Art von Musik. Am Büfett steht ein kleines Mädchen und reckt sich
nach dem Käseigel.
Dass an diesem Vormittag die Kinder im Mittelpunkt stehen, ist dem Projekt Opstapje zu verdanken.
Seit zehn Jahren lernen teil- nehmende Eltern darin, richtig auf die Bedürfnisse ihrer Kinder
einzu- gehen.Der Kinderschutzbund und der Sozialdienst katholischer Frau- en engagieren sich
gemeinsam in diesem Angebot für frühkindliche Bildung und Erziehung, vier Hausbesucherinnen und
eine Koordinatorin kümmern sich jeweils ein Jahr lang um die Familien.
„Eltern sollten unter Einjährigen keine Süßigkeiten geben.“
Nadine Wieschollek, Opstapje
Zum Abschluss des aktuellen Jahrgangs trafen sich nun Mütter, Kinder und Betreuerinnen in St. Jo-
hannes, um Bilanz zu ziehen und Zertifikate auszutauschen. Die meisten Mütter stammen nicht aus
Deutschland. Für sie ist Opstapje auch ein Ansatz zur Integration, eine Möglichkeit, Kontakte zu
anderen Familien zu knüpfen und sich über Angebote in der Stadt zu informieren. In der nächsten
Gruppe werden aber auch deutsche Mütter mitmachen, sagt Koordinatorin Nadine Wieschollek vom Kinderschutzbund.
„Der erste und wichtigste Lernort für Kinder ist die Familie“, lautet der Grundsatz bei
Opstapje. Und so steht das häusliche Umfeld auch im Mittelpunkt der Eltern- Kind-Arbeit.
Gesunde Ernährung
Die klassische Ernährungspyramide ist nicht allen Erwachsenen geläufig, und doch sind die
Faustregeln für eine gesunde Entwicklung wichtig. Laut dieser Pyyramide sollten
Getreideprodukte wie Brot, Reis und Nudeln den Hauptbestandteil der Nahrung bilden, gefolgt von
Obst und Gemüse. An dritter Stelle kommen Milchprodukte, Fleisch, Eier, Nüsse und Hülsenfrüchte.
Zucker und Fette sollten nur sparsam verzehrt werden. Kinder, so Nadine Wieschollek, sollten nicht zu früh Süßes kennenlernen. „Eltern sollten unter Einjährigen keine Süßigkeiten geben“, sagt sie. Bei Opstapje
lernen die Mütter auch, kritisch zu sein. Manche staunten, wenn sie lernten, dass besonders
Produkte, die sich gezielt an Kinder wenden, nur so vor Zucker und Fett strotzen
– und nicht, wie versprochen, das Beste aus der Milch enthalten.
Kindliche Sprache
Schon die Kleinsten teilen mit, was sie brauchen. An den Erwachsenen liegt es, ihre Hinweise
richtig zu lesen. „Oft haben Teilnehmerinnen mehrere Kinder, die kurz nacheinander auf die Welt
gekommen sind“, sagt Wieschollek. Bei Opstapje können sie sich ein Netzwerk aufbbauen, das sie in stressigen Situationen unterstützt, so dass sie sich auch den einzelnen Kindern widmen können.
Zusammen beschäftigen
Lesen spielt eine wichtige Rolle im Opstapje-Konzept. Beim Vorlesen kommen die Kinder zur Ruhe,
lernen, sich zu konzentrieren – und immer wieder neue Wörter kennen. Das nutzt auch den Eltern,
die oft Nachholbedarf besonders in der deutschen Sprache haben. Außerdem bringen die Betreuerinnen Spielsachen mit in die Familien, die zur Kreativität anregen. Auch Basteln steht hoch im Kurs
– die selbstgebastelten Rasseln beim Abschlussfest belegen das.
Kein Fernsehen unter drei
„Wenn mir die Mutter eines anderthalbjährigen Kindes erzählt, ihr Kind sei handysüchtig, dann
geht das nicht“, sagt Wieschollek. Ihr Tipp: Im besten Fall sollten Kinder unter drei Jahren weder
Fernseher noch andere elektronische Medien nutzen. Abgesehen davon, dass ein Gerät kein Babysitter
sei, könnten Eltern auch nur schwer einschätzen, welche Wirkung bewegte Bilder auf die
Kinderseele haben.
„Manche Kinder verstecken sich aus Angst hinter der Couch“, sagt sie. Besser, für die Eltern
allerdings auch mit mehr Einsatz verbunden: Gemeinsam spielen, malen, Bücher lesen. Und dazu Obst und Gemüse knabbern.
17 Familien mit 20 Babys und Kleinstkindern haben bei der sechsten Runde Opstapje
mitgemacht. Zum Abschluss gab’s Zertifikate. FOTO: OLIVER MENGEDOHT
Programm stammt aus den Niederlanden
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Das Programm Opstapje stammt ursprünglich aus den Niederlanden. Der Name bedeutet übersetzt „Schritt für Schritt“ und soll die Entwicklung kleiner Kinder beschreiben.
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In Gladbeck gibt es Opstapje seit zehn Jahren, der sechste Durchlauf ist nun zu Ende gegangen.
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Unterstützt werden Kinderschutzbund und SkF vom Rotary-Club, der Märchenkiste und der Stadt Gladbeck.
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